Moin, moin, liebe Fellnasen, hallo Christa und Karlheinz, mein Frauchen ist mir an den PC gegangen und wollte wohl etwas arbeiten. Aber ich war schneller und habe den Platz an der Tastatur
eingenommen. Ich weiß doch, dass ihr euch über meine Briefe freut. Vielleicht kann ich euch ja so auch endlich wieder zu mir locken, denn ich habe ganz viele neue Erlebnisse zu berichten, die aber
nicht für die Zweibeiner-Ohren bestimmt sind. Schließlich müssen wir doch unsere Geheimnisse hüten. Sonst nutzen unsere Herrschaften das nur wieder zu ihren Gunsten aus. Und das ist ja meistens nicht
von Vorteil für uns, gelle? Jetzt, wo ich das so schreibe und wieder an die Esel denke, fällt mir ein, dass ich ja auch eine Fremdsprache gelernt habe. Ich kann knurren. Diese Sprache hatte
ich vorher noch nicht gehört. Aber als wir im Urlaub am großen Meer waren und die Menschen auch irgendwie sonderbar sprachen, kam ein kleiner Terrier knurrend auf mich zu. So ein Spinner, dachte ich
mir, denn er zeigte mir auch seine Zähne. Als wenn mich seine Kauleiste interessieren würde. Ich suche Spielkameraden und keine Angeber. Er riss und zerrte wie bescheuert an der Leine. Ne, mit so
einem will ich nichts zu tun haben, und Herrchen nahm ich auch an der Leine beiseite. Der ist bissig, hieß es dann. Ich habe nicht die geringste Ahnung was das ist, aber angenehm war die Begegnung
jedenfalls nicht für mich. Am nächsten Tag trafen wir im Hotel einen ganz großen Berner Sennenhund, der bei Frauchen sofort ein „oh wie süß bist du denn, mein kleiner Schatz“ auslöste. Kleiner
Schatz? Süß? Hallo Frauchen, hier bin ich. Ich bin klein und süß und nicht dieses Riesenbaby mit 8 Monaten. Na warte, da hatte ich gestern doch was gehört. Gerade als das Wollknäul bei mir schnuppern
wollte, habe ich ihn spontan angeknurrt. Wow, was für eine Wirkung! Herrchen und Frauchen guckten sich an und fragten sich, wer von uns beiden Vierbeinern jetzt wohl geknurrt hat. Also habe ich es
ganz vorsichtig noch einmal wiederholt, denn auch der Riesenwuschel wich vor mir zurück. So verschafft man sich also Respekt und kann andere Hunde, die einem nicht ganz geheuer oder einfach nur viel
zu groß sind, vom Halse halten. Eigentlich war da mein Benehmen ganz schön doof, denn der Berner Sennenhund war eine junge Dame, die so lieb war und mit der ich später Freundschaft schloss, nachdem
sie die Angst vor mir verloren hatte. Nun setze ich meine Fremdsprache nur noch ganz selten und dann sehr gezielt ein. Frauchen erschreckt sich nämlich, wenn ich dieses komische Geräusch von mir
gebe. Na ja, ich habe auch erst zweimal wieder ausländisch gesprochen und bin danach sofort weggelaufen. Ich möchte doch niemandem einen Schrecken einjagen. Wer weiß, wann ich sonst wieder ein junges
Mädel ungewollt vergraule. Nun, da ich vom Hotel angefangen habe, muss ich euch doch glatt noch was erzählen. Ihr wisst ja, dass ich mit meinen beiden Zweibeinern immer mal wieder für ein paar
Tage verreisen darf. Es ist für mich jedes Mal ein großes Abenteuer, denn ich erlebe den ganzen Tag über so viele aufregende Dinge, dass ich abends froh bin, wenn Herrchen und Frauchen endlich zum
Essen gehen und ich im Zimmer alleine meine Ruhe habe. Im letzten Hotel hatten wir ein ganz tolles Zimmer mit einer Luxusecke für mich. Ich habe meine Beiden damit so richtig angeschmiert. Als sie
vom Essen kamen, die Tür aufschlossen und das Zimmer betraten, war ich nicht mehr da – einfach verschwunden. Warum sollte ich auch in meiner Box, meiner Tasche oder auch auf meiner Decke liegen. Ich
hatte etwas viel besseres entdeckt. Meine Zweibeiner haben mich überall gesucht und sogar unters Bett geschaut, aber ich war nirgends zu finden. Und, antworten tue ich doch generell nicht. Bis
Frauchen dann auf die Idee mit meinem Schuh-Schlafplatz-Tick kam. Ja, und da hat sie mich dann gefunden. In der mit Teppich ausgelegten Garderobe ganz hinten, hinter den herrlich duftenden Latschen,
habe ich mich gemütlich eingerollt und nicht mehr gerührt. Ich war ja sowieso fix und alle. Nun mussten sie nach dem ersten Schreck doch lachen, und ich hatte meinen „Sturmfreien-Buden-Platz“
gefunden. Liebe Emma, das wäre auch ein ganz tolles Plätzchen für uns beide gewesen, denn ich habe dort wunderbar schlafen können und von dir geträumt. Hoffentlich kommst du mich ganz, ganz bald
besuchen. Die Sehnsucht wird immer größer und Frauchen möchte euch alle auch sicherlich wieder knuddeln, inklusive Christa und Karlheinz. Sie flippt doch jedes Mal genauso aus wie ich, wenn ihr
endlich ankommt. Also, wann macht ihr euch wieder auf den Weg? Es ist doch Wochenende! Und außerdem möchte ich auch euer neues Schokoladenmädchen kennenlernen. Duftet sie so süß wie sie heißt? Auf
dem Foto habe ich sie ja bereits gesehen, aber da interessiert sie mich nicht. Ich reagiere nur auf meine große Liebe – EMMA. Ich begebe mich schon mal an den Zaun und nehme meine Warteposition ein.
Bis gleich?!? Ihr wollt doch nicht, dass mein Frauchen mit wieder trösten muss, oder? Euer Iven