Brief vom 09. 09. 2015
Hallo ihr lieben Zwei- und Vierbeiner,
es ist wieder Bürotag, und ich habe euch doch versprochen, wieder von mir zu berichten. So hat mein
Frauchen mir den Rechner angestellt, den Platz sowie die Sitzhöhe auf ihrem Schoß bequem eingerichtet, die Tastatur bereit gestellt und los geht’s.
Beim letzten Brief habe ich euch doch von den herrlichen Wühlaktionen in den Beeten erzählt. Das ist
immer noch gigantisch schön, aber wisst ihr, wie ihr auch ganz wunderbar in der Erde buddeln könnt, ohne dass jemand wirklich sauer wird? Ich sage nur: Maulwurfshügel !!! Echt spitzen Sache. Ich war
in einem Garten, da wimmelte es auf dem Rasen nur von super Erdhaufen in allen Größen. Zunächst habe ich sicherheitshalber mal ganz vorsichtig mit einem Pfötchen in die Erde getreten und ganz leicht
gekratzt. Ich muss ja auf der Hut sein und abwarten, ob Frauchen es mitkriegt. Also dreimal drum herum schleichen und dann so tun, als wenn es mich gar nicht wirklich interessieren würde, denn ...
sie hat es natürlich gesehen. Aber diese Taktik hat funktioniert. Schon nach kurzer Zeit konnte ich erneut den heimlichen Angriff auf den Hügel starten, da Frauchen mit Quatschen abgelenkt war. Ein
kurzer Blick Richtung Zweifüßler – die Luft war rein. Die Aktion „Beseitigung der Dreckberge“ konnte beginnen. (Hipp, hipp, hurra, die Grabe-Pfötchen sind da.) Mit einem Hechtsprung hinein in den
größten Haufen und ab geht die Luzie. Die Erde in Windeseile in alle Himmelsrichtungen verteilen und sofort in den nächsten springen. Wer weiß, wann man gestoppt wird. Ich hatte vier geschafft, dann
musste ich zwangsweise eine Pause machen. Erstens, weil Frauchen mich gesehen hatte und zweitens, weil ich vor lauter Dreck nichts mehr sehen und riechen konnte.
Also Schwänzchen einziehen und ganz bedröppelt um Hilfe bitten. Jetzt hagelt es wieder ein Donnerwetter,
dachte ich. Doch, oh Wunder, es kam ein freundliches Stimmchen und die sanfte Säuberung. Was war das denn? Sind Hügel auf Wiesen o.k.? Ich war ganz schön verwirrt und habe vorsorglich keine weiteren
Buddelarbeiten gestartet.
Da kam doch glatt eine lachende Männerstimme aus dem Nachbargarten. Er sagte so etwas wie: „Der Kleine
leistet ja ganze Arbeit und kann gleich bei mir weiter machen!“ Nanu, jetzt lachen alle. Hey, ich bin also der Held und darf mit vollem Einsatz die Erdhaufen bearbeiten. Super Spaß. Ich bin nun der
offizielle Maulwurf-Sucher und -Hügelbeseitiger. Nur den Stundenlohn muss Frauchen noch aushandeln. Bisher gab es nicht einmal ein Leckerlie für meine geleisteten
Dienste.
Im Urlaub habe ich dann statt am Strand auf der großen Hotelwiese meine Grabungen vorgenommen. Im Sand
buddeln kann doch jeder Hund. Ich nicht. (Noch nicht.) Was erlaubt wird, ist doch meistens langweilig. Außerdem war es schon aufregend und anstrengend genug. Jeden Tag unzählig viele Menschen und
Hunde, neue Gerüche, unbekannte Wege und und und.
Obendrein musste ich immer so ein komisches, rotes Geschirr anziehen. Das hat mir Wolfgang vor dem Urlaub
noch gekauft, damit ich mich nicht erwürge, wenn ich wie ein wild gewordener Hase durch die Gegend springe. Es sieht so aus wie ein Bustier von Beate Uhse, sagt mein Herrchen. Nur, dass da, wo die
Busenkugeln durch müssen, ich meine Pfötchen durchstecken muss.
Dazu habe ich noch eine leuchtend rote Schleppleine bekommen. Aber den Zweibeinern habe ich’s gezeigt.
Einer durfte die Leine schleppen und er andere mich. Ich bin doch hier kein Marathonläufer!
Nur bei der großen, blonden Hundedame auf der Düne, hmmm, da wäre ich echt gerne hinterher gerannt. Die
hat so wunderbar geduftet. Doch ihre Begleiter nahmen mit ihr reißaus. Ich habe gezogen, gequiekt, gebellt und alles gegeben. Die anderen Wanderer blieben schon stehen und waren am Lachen. Ich habe
dann so laut gequietscht, dass Herrchen mich auf den Arm nahm, damit ich runter kommen sollte. Ja, ich wollte auch wieder runter, aber auf den Boden. So habe ich noch lauter gequiekt und gestrampelt,
doch die heiße Braut wurde immer weiter von mir weg geschleift.
„Muss Liebe schön sein!“ Saublöder Spruch! Liebe tut weh, wenn man nicht so kann wie man will. Ich konnte
mich gar nicht mehr beruhigen. Die hat doch eine sooo intensive Spur gelegt, dass mein Hirn weggerutscht ist.
Aber das ist immer so. Wenn ich was Gutes in der Nase habe, dann gilt: Nase auf – Ohren zu. Was
interessieren mich dann die Zweibeiner. Die wollen mich nur wieder maßregeln. Also taub stellen, solange es irgendwie geht. Irgendwann ertönt sowieso mein Codewort, und ich muss zum Zweibeiner
flitzen. Ab und zu bekomme ich dann sogar eine Belohnung. Die schönste ist ein Stückchen Melone. Besonders, wenn es draußen warm ist.
Wenn sie mich aber vergessen, dann versorge und belohne ich mich auch selbst. Ich weiß ja, wo die Tomaten
stehen. Ein Pfötchen auf den Topfrand, ein Pfötchen an die Pflanze, dann ganz schnell eine rote abpflücken und verduften. Das habe ich mir vom Foto von Kaspar abgeguckt. Frauchen hat sich die Bilder
mit mir angeschaut.
Ich bin clever und lerne schnell was ich nicht darf. Es macht dann doppelt Spaß die Beiden zu foppen. Zur
Zeit steht das Wälzen im Grasmulch ganz hoch oben bei mir im Kurs. Nur so als Tipp für euch.
Und noch einen habe ich. Verfolgt mal euer Herrchen in die Küche. Er mault zwar immer und meint, dass er
keinen Dackel haben will, aber es lohnt sich. Vielleicht fällt ja für euch auch zwischendurch ganz zufällig was auf den Boden. Frauchen grinst dann immer recht komisch und fragt mich, ob ich wieder
ein „Abfallprodukt“ ergattert habe. Na klar, sonst würde ich mich doch nicht bewegen. Herrchen weiß ja, wo die Leckerlie-Dose ist.
Bei Frauchen wird es spannend, wenn sie an den Kühlschrank geht. Sobald sie die Tür öffnet, stehe ich
parat. Joghurt für groß und klein!
Ich will euch aber jetzt nicht den Mund wässerig machen und beende für heute den Brief. Der
1000-Volt-Hund oder auch Quietschi (meine neuen Beinamen) hat Hunger bekommen. Ich muss Frauchen nur noch überreden, mir was Feines zu servieren. Ich teste mal den neu erworbenen Augenaufschlag-Blick
und werde euch berichten, wie er so funktioniert.
Bis bald mit lieben Grüßen auch von Annette und Wolfgang
Euer Iven